Der Landschaftspark Binntal – ein regionaler Naturpark seit 2011
Starke Wurzeln. Verborgene Schätze. Der Landschaftspark Binntal ist ein «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung». Der Park liegt im Oberwallis und umfasst die sechs Ortschaften Binn, Ernen, Grengiols, Bister, Niederwald und Blitzingen. Die wichtigsten Ziele des Parks sind, die Schönheit der Region zu erhalten, die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern sowie Bildung und Sensibilisierung zu ermöglichen.
Gemeinde | Fläche (km2) | Einwohner |
---|---|---|
Binn | 65.03 | 127 |
Bister | 5.84 | 34 |
Ernen | 35.38 | 518 |
Grengiols | 58.46 | 431 |
Total | 164.71 | 1110 |
Geschichte
Bereits im Jahr 1964 wurde das Binntal von der Bevölkerung unter Schutz gestellt – zu einer Zeit, als noch kaum jemand von Umweltschutz sprach. Seit 1977 gehören rund 51 km2 des Binntals zum Inventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Im Jahr 2002 lancierten die Gemeinden Binn, Ernen und Grengiols das Projekt für die Errichtung eines Naturparks, sieben Jahre später kamen die Gemeinden Bister, Blitzingen und Niederwald zum hinzu. 2011 war es dann soweit: Der Landschaftspark Binntal erhielt vom Bund das definitive Label als «Regionaler Naturpark».
Bekannt für die seltenen Mineralien
Bekannt geworden ist das Binntal vor allem durch seine Mineralien. Keine andere Gegend der Alpen ist derart reich an Mineralien. 270 Arten wurden bisher gefunden, rund 130 davon in der Mineraliengrube Lengenbach, die zu den bedeutendsten Fundstellen der Erde gehört und wo auch heute noch Mineralien abgebaut werden. Mehr als ein Dutzend dieser Mineralien wurden nirgendwo sonst auf der Welt gefunden.
Foto: © Michael Praeger, Anatas, Bildbreite: 6,5 mm
Bekannt ist der Park aber auch für seine reichhaltige Flora. In der Twingi-Schlucht beispielsweise blühen die seltene Walliser Levkoje und der Frauenschuh, am Breithorn findet man neben vielen anderen Alpenblumen das Edelweiss in grosser Zahl, und bei Grengiols blüht in der zweiten Maihälfte eine weltweit einzigartige Wildtulpe – die Grengjer Tulpe.
Ortsbilder von nationaler Bedeutung
Der Landschaftspark Binntal verfügt über eine wertvolle und schützenswerte Kulturlandschaft. Die Dörfer und ihre Weiler mit den sonnengebräunten Häusern sind derart gut erhalten, dass sie als Ortsbilder von nationaler und regionaler Bedeutung gelten. Im Weiler Mühlebach findet man sogar den ältesten Dorfkern der Schweiz in Holzbauweise. Das Dorf Ernen, das sich jeden Sommer in ein Musikdorf mit klassischen Konzerten von Weltniveau verwandelt, erhielt 1979 den Wakker-Preis. Durch den Landschaftspark Binntal führt die historische Verkehrsverbindung von Grengiols und Binn über den Albrunpass in den benachbarten «Parco Naturale Alpe Veglia e Alpe Devero» in Italien. Geniesser kommen im Parkgebiet auch kulinarisch auf ihre Kosten: Im Landschaftspark Binntal findet man eine hohe Dichte an ausgezeichneten Restaurants.
Wander- und Skitourenparadies
Grosse Tourismusdestinationen gibt es im Landschaftspark Binntal keine, dafür findet man auf Schritt und Tritt traditionelle Kulturlandschaften, die auch heute noch mit viel Aufwand und Liebe gepflegt werden. Unzählige Kilometer markierte Wanderwege laden ein, das Gebiet zu Fuss zu erkunden. Im Winter kann man die verschneite Landschaft auf wunderschön angelegten Winterwanderwegen und Schneeschuhtrails oder auf den Tourenskis geniessen. Zudem ist das Parkgebiet idealer Ausgangspunkt für die Langlaufloipen im Goms sowie für die beliebten Skigebiete «Aletsch Arena» und «Bellwald».
Foto: © lorenzfischer.photo
Entwicklung der regionalen Wirtschaft
Die beiden wichtigsten Ziele des Landschaftsparks Binntal sind, die Schönheit der Region zu erhalten und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Die Gemeinden und die Bevölkerung sehen im Park eine Chance, die regionale Wirtschaft zu stärken und neue Angebote zu entwickeln, zum Beispiel im sanften Natur- und Kulturtourismus oder bei der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, und damit die Abwanderung zu stoppen.
Meilensteine
1964 | Die Gemeinde Binn, der Walliser Bund für Naturschutz (heute Pro Natura Wallis) und die Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) unterschreiben einen Vertrag für die Dauer von 100 Jahren, der 46.5 km2 des Binntals unter Schutz stellt (Verzicht auf eine Nutzung der Wasserkraft und den Bau von touristischen Infrastrukturen; Beschluss der Urversammlung vom 17. September 1964). |
1977 | Das hintere Binntal (5090 ha) wird in das Bundesinventar von Landschaften und Naturdenkmälern (BLN) aufgenommen. |
1999 | Die Moorlandschaft «Albrun» und die Flachmoore «Oxefeld» und «Blatt» werden vom Kanton Wallis unter Schutz gestellt. |
2002 | Die Gemeinden Binn, Ernen und Grengiols lancieren ein Projekt für einen Naturpark (160 km2). |
2007 | Das Bundesparlament verabschiedet die rechtliche Grundlage für die Schaffung neuer Pärke in der Schweiz. Seither widmen sich neun Artikel im Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) den Pärken von nationaler Bedeutung. Die Verordnung über die Pärke von nationaler Bedeutung regelt die Bestimmungen des NHG im Detail. |
2008 | Bund und Kanton anerkennen den Landschaftspark Binntal als Regionalen Naturpark von nationaler Bedeutung (Errichtungsphase). |
2009 | Der Parkperimeter wird um die drei Gemeinden Blitzingen, Niederwald und Bister erweitert. Der Park umfasst nun eine Fläche von 180 km2. |
2011 | Der Landschaftspark Binntal erhält vom Bund das definitive Label für einen Regionalen Naturpark von nationaler Bedeutung. |
2012 | Der Landschaftspark Binntal startet in die zehnjährige Betriebsphase. |
2021 | Nach zehn Jahren wird eine Erfolgskontrolle durchgeführt und über die Weiterführung des Projekts entschieden. |