© Stefan Zurschmitten
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Fauna
Das Binntal weist eine äusserst artenreiche Tierwelt auf. Viele Arten kommen schweizweit nur hier vor oder haben hier ihren Verbreitungsschwerpunkt.
Das steile Geländerelief des Binntals hat eine allzu intensive Nutzung stets erfolgreich verhindert. Im Landschaftspark Binntal bilden extrem trockene und felsige Hänge auf der sonnenexponierten Talseite einen starken Kontrast zu den bewaldeten, eher feuchten Hängen auf der Schattenseite. Geologisch stark vereinfacht betrachtet, kann man eine von basischen Gesteinen dominierte südliche und eine von sauren dominierte nördliche Talseite unterscheiden. Diese geologischen und topografischen Besonderheiten sowie das äusserst trockene und sonnenreiche Klima des Wallis haben zu einer aussergewöhnlich artenreiche Tierwelt im Landschaftspark Binntal geführt, dessen Parkgebiet sich von den tiefsten Lagen auf rund 1000 m.ü.M. bis in die Regionen des ewigen Schnees erstreckt.
Schneehuhn
Das im Sommer mehrheitlich braun gesprenkelte Federkleid des Schneehuhns ist im Winter rein weiss und auf den Schneefeldern eine hervorragende Tarnung. Die Zehen des Schneehuhns weisen beidseitig eine Reihe von steifen Hornstiften auf. Dadurch kann es wie mit Schneeschuhen über den Schnee laufen ohne einzusinken. Beide Merkmale sind Anpassungen an das Hochgebirge, dem Lebensraum dieser Art. Gerade diese enge Bindung an den hochalpinen Lebensraum könnte bereits in naher Zukunft ein Problem für das Schneehuhn sein: mit der Klimaerwärmung verschieben sich dessen Habitate immer weiter nach oben. Der potenzielle Lebensraum der Art wird damit immer kleiner.
Schwarze Mörtelbiene
Die Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina , die von der Grösse und der schwarzen Färbung eher an eine Hummel erinnert, lebt im Gegensatz zu den staatenbildenden Honigbienen und Hummeln solitär: Ein einzelnes Weibchen baut in Vertiefungen und Unebenheiten von Steinen und Felsen aus Mörtel (Lehm, kleine Steinchen) betonharte Nester, die aus 5-10 Brutzellen bestehen. Diese Zellen verproviantiert sie für ihre Larven alleinig mit Pollen der Esparsette (Onobrychis sp.), was bei gutem Wetter 2-3 Tage pro Brutzelle dauert. Im Landschaftspark sind einige wenige Vorkommen dieser sehr seltenen Art bekannt, die durch gezielte Fördermassnahmen erhalten werden.
Smaragdeidechse
Die Smaragdeidechse Lacerta bilineata kommt in der Schweiz ausschliesslich in den klimatisch begünstigen Südteilen vor (Genf, Wallis, Tessin und Graubünden) und ist mit einer Körperlänge von mehr als 30 cm der Riese unter den heimischen Eidechsenarten. Im Walliserdialekt wird sie «Grienig» genannt, was soviel wie «Grünling» bedeutet und auf ihre smaragdgrüne Färbung Bezug nimmt. Allerdings sind nur die Männchen so prächtig gefärbt: In ihrem Hochzeitskleid im Frühjahr zeigen sie bei den Revierkämpfen mit anderen Männchen ihre leuchtend blauen Kehlen. Die Weibchen leben viel versteckter und sind deshalb weniger auffällig bräunlich-olivgrün gefärbt.
Sumpfschrecke
Die Sumpfschrecke Stethophyma grossum erinnert bezüglich Grösse und Färbung sehr an die Grosse Höckerschrecke, lebt jedoch in einem ganz anderen Lebensraum. Während fast alle heimischen Heuschreckenarten trockenwarme Lebensräume bevorzugen, sind es bei der Sumpfschrecke feuchte Habitate wie Flachmoore und Feuchtwiesen. Da solche Lebensräume bis ins Gebirge zu finden sind, liegen die höchstgelegenen Vorkommen oft weit über 2000 m ü. M. Heuschrecken machen meist durch ihren auffälligen Gesang auf sich aufmerksam. Nicht so die Sumpfschrecke: Sie schleudert beide Hinterbeine ruckartig nach hinten und streift dabei eine Kante am Flügel, wodurch ein leises, dezentes «Zick» ertönt, das nur für geübte Ohren wahrnehmbar ist.
Wolf
Wölfe leben in einem Familienverband mit klarer Sozialstruktur. Ein Rudel besteht aus den beiden Elterntieren und deren Nachkommen (Welpen und Jungtiere der letzten 1-2 Jahre). Ältere Jungtiere müssen das Rudel verlassen und streifen auf der Suche nach eigenen Revieren oft mehrere hundert Kilometer umher. Nachdem 1947 der letzte Oberwalliser Wolf erlegt wurde, liess sich im Wallis während knapp 50 Jahren kein Exemplar mehr blicken. An der Grenze zu Italien, wo die Art ab 1977 geschützt war, wurden ab 1994 immer wieder Wölfe gesichtet. Seither beginnt die langsame natürliche Wiederbesiedlung des ehemaligen Lebensraumes.