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Fauna

Das Binntal weist eine äusserst artenreiche Tierwelt auf. Viele Arten kommen schweizweit nur hier vor oder haben hier ihren Verbreitungsschwerpunkt.

Das steile Geländerelief des Binntals hat eine allzu intensive Nutzung stets erfolgreich verhindert. Im Landschaftspark Binntal bilden extrem trockene und felsige Hänge auf der sonnenexponierten Talseite einen starken Kontrast zu den bewaldeten, eher feuchten Hängen auf der Schattenseite. Geologisch stark vereinfacht betrachtet, kann man eine von basischen Gesteinen dominierte südliche und eine von sauren dominierte nördliche Talseite unterscheiden. Diese geologischen und topografischen Besonderheiten sowie das äusserst trockene und sonnenreiche Klima des Wallis haben zu einer aussergewöhnlich artenreiche Tierwelt im Landschaftspark Binntal geführt, dessen Parkgebiet sich von den tiefsten Lagen auf rund 1000 m.ü.M. bis in die Regionen des ewigen Schnees erstreckt.

Apollofalter

Der Apollofalter Parnassius apollo gehört zur Familie der Ritterfalter. Dieser Gruppe gehören die schönsten und grössten Tagfalter unserer heimischen Fauna an. In anderen europäischen Ländern bereits ausgestorben oder stark bedroht, lässt sich der Falter im Landschaftspark Binntal immer noch recht häufig beobachten. Der Falter ist fast an allen Trockenhängen der Region anzutreffen. Die auffälligen, leuchtend roten Farbtupfer auf weissem Flügelgrund ahmen Augen nach und sollen Feinde abschrecken. Speziell ist auch das Paarungsverhalten: Das Männchen verklebt nach der Paarung die Begattungsöffnung des Weibchens mit einer erhärtenden Substanz und verhindert damit weitere Paarungen des Weibchens.

Aspisviper

Die Aspisviper Vipera aspis kommt in der Schweiz schwerpunktmässig in den Alpen, Voralpen und dem Jura vor. Das Binntal kann als Hotspot für diese Schlangenart bezeichnet werden. Es gibt mehrere Gebiete, in denen die Art noch in sehr guten Beständen vorkommt. Nachdem sie den Winter in Kältestarre verbracht haben, sind Aspisvipern im Frühjahr umso aktiver, da sie sich sonnend aufwärmen müssen und die Paarungszeit beginnt. Im Spätsommer kommen die Jungtiere zur Welt, die von der Mutter lebend (ohne Eiablage) geboren werden. Grundsätzlich sind die Tiere sehr scheu und ergreifen bei Annäherungen eines Menschen die Flucht. Es kommt deshalb sehr selten zu Zwischenfällen, die zudem in aller Regel unproblematisch verlaufen.

Eisenhut-Hummel

Die Eisenhut-Hummel Bombus gerstaeckeri ist aufgrund ihrer charakteristischen Färbung (braungelbe Brust, weisse Hinterleibsspitze) und dem typischen Blütenbesuch auch für Laien gut erkennbar. Während andere Hummelarten verschiedene Blüten für die Nahrungssuche wählen, sammelt sie Pollen und Nektar ausschliesslich auf Eisenhut. Mit ihrem fast körperlangen Rüssel von 2.5 cm Länge vermag sie fast als einzige Hummelart den Nektar in den tiefkelchigen Eisenhutblüten zu erreichen. Im Park ist sie trotz intensiver Suche nur an sehr wenigen Stellen nachgewiesen worden. Aufgrund ihrer Seltenheit werden im Landschaftspark die Bestände dieser Art periodisch erhoben und überwacht.

Escher-Bläuling

In der Schweiz kommt der stark gefährdete Escher-Bläuling Polyommatus escheri nur in den Kantonen Wallis und Graubünden vor, wobei der Verbreitungsschwerpunkt im Wallis liegt. Die Schweiz bildet auch international gesehen das Hauptausbreitungsgebiet dieser Schmetterlingsart, wodurch sie eine starke Verantwortung trägt. Die Raupe lebt fast ausschliesslich auf dem Schmetterlingsblütler «Französischer Tragant». Im Binntal besiedelt dieser Bläuling offene Föhrenwälder und Trockenwiesen, wo er auch die Raupenfutterpflanze findet. Die wunderschönen Blautöne auf den Flügeln der Männchen kommen übrigens nicht durch einen Farbstoff zustande, sondern sind auf reine Lichtbrechungseffekte zurückzuführen.

Felsenschwalbe

Die Felsenschwalbe ist im Landschaftspark Binntal eine sehr häufige Erscheinung. Einst besiedelte sie lediglich mediterrane Gebiete. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Felsenschwalbe jedoch immer weiter nördlich ausgebreitet – bis in den Kanton Jura und nach Niederösterreich. Als Felsenbrüter hält sie sich bevorzugt im schroffen Felsgelände auf, wo sie auch nistet. Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass sie zunehmend auch im Siedlungsbereich brütet. An Gebäude- und Dachvorsprüngen findet sie geschützte Nistgelegenheiten, wo sie mit Lehmmörtel ihre napfförmigen Nester baut. Im Weiler Heiligkreuz wie auch in den anderen Dörfern des Parks lohnt es sich deshalb, unter den Dächern und Giebeln nach der Felsenschwalbe und ihren Nestern Ausschau zuhalten.

Gämse

Der lateinische Name Rupicapra rupicapra bedeutet so viel wie «Felsziege» und beschreibt sie sehr treffend. Diese weitläufig auch mit unserer Hausziege verwandten Gebirgsbewohner sind gewandte Kletterer, die zum Schutz vor Feinden gezielt steile und unzugängliche Felsen aufsuchen, vor allem wenn sie Jungtiere haben. Männchen und Weibchen leben fast ganzjährig getrennt. Nur während der Paarungszeit im November/Dezember gesellen sich die Männchen zu den Weibchenrudeln und tragen erbitterte Kämpfe um die Weibchen aus. Bei der Gämse tragen beide Geschlechter Hörner, die sie ein Leben lang behalten.

Gartenrotschwanz

Der Gartenrotschwanz ist einer unserer farbenprächtigsten Singvögel. Den sitzenden Vogel erkennt man gut am rot gefärbten Schwanz. Die weisse Stirn unterscheidet ihn zudem vom ähnlichen Hausrotschwanz, der aber viel eintöniger schwarz-grau gefärbt ist. Seit den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hat der Gartenrotschwanz – bedingt durch die Intensivierung der Landwirtschaft ¬– viel Terrain eingebüsst. Vielerorts singen nur noch einzelne Männchen ihren wehmütig klingenden Gesang. Im Landschaftspark Binntal lässt sich die Art aber noch relativ häufig beobachten. Sie nistet hier meist in Dörfern und Siedlungen, wo sie Nischen und Höhlen in den alten Walliser Häusern und Speichern nutzt.

Grosse Höckerschrecke

Die Grosse Höckerschrecke Arcyptera fusca gehört zu den buntesten und grössten heimischen Heuschrecken. Die Art ist durch die imposante Körpergrösse und die gelbschwarz geringelten Hinterschenkel mit leuchtend roten Schienen unverkennbar und macht sie auch für Laien leicht erkennbar. Im August haben die Höckerschrecken Hochsaison und die Männchen bringen ganze Bergwiesen zum Klingen, indem sie die Hinterbeine an einer Flügelkante reiben (stridulieren). Mit diesem Gesang locken sie Weibchen an. Schweizweit kommen etwa zwei Drittel des Bestandes der Grossen Höckerschrecke im Kanton Wallis vor, weshalb der Kanton eine sehr hohe Verantwortung für deren Erhalt trägt.

Rothirsch

Der Rothirsch galt um das Jahr 1850 schweizweit als ausgerottet. Bereits ab 1870 begann von Österreich über den Kanton Graubünden her die natürliche Wiederbesiedlung, welche sich Mitte der 1930-er Jahre über den Furkapass ins Wallis fortsetzte. Mittlerweile sind die Bestände derart angewachsen, dass die Art seit vielen Jahrzehnten wieder bejagt wird. Das Forschungsprojekt «Rothirschprojekt Aletsch – Goms» zeigte, dass die Mehrheit der Rothirsche im Binntal grosse jahreszeitlich bedingte Wanderungen unternimmt. Die Hirsche verbringen den Winter in ihren Einständen im Binntal und wandern im späten Frühling über den Albrunpass nach Italien. Dort verbringen sie den Sommer und Herbst und kehren erst im November / Dezember ins Binntal zurück. Dies erklärt, weshalb während des Sommerhalbjahres und auch während der Brunft nicht so häufig Rothirsche im Binntal beobachtet werden.

Salz-Bernsteinschnecke

Die Salz-Bernsteinschnecke Quickella arenaria gehört zu den seltensten Schneckenarten Europas. In der Schweiz befinden sich die Hauptvorkommen im Engadin und im Wallis. Sie ist gesamtschweizerisch stark gefährdet. Im Wallis konnte sie bisher nur im Binntal in der Twingischlucht nachgewiesen werden und gilt deshalb als faunistische Besonderheit des Landschaftsparks. Wer sich auf die Suche nach dieser Rarität macht, braucht Glück und ein gutes Auge: Sie ist an den Fundorten nie häufig und tarnt ihr kaum zentimetergrosses turmförmiges Gehäuse perfekt mit Schmutzpartikeln. Nur wenn man diese entfernt, kommt die rötlichbraune, an Bernstein erinnernde Farbe zum Vorschein.

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