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© Brigitte Wolf
 

Tierwelt des Landschaftsparks Binntal

Das Binntal weist eine äusserst artenreiche Tierwelt auf. Viele Arten kommen schweizweit nur hier vor oder haben hier ihren Verbreitungsschwerpunkt.

Das steile Geländerelief des Binntals hat eine allzu intensive Nutzung stets erfolgreich verhindert. Im Landschaftspark Binntal bilden extrem trockene und felsige Hänge auf der sonnenexponierten Talseite einen starken Kontrast zu den bewaldeten, eher feuchten Hängen auf der Schattenseite. Geologisch stark vereinfacht betrachtet, kann man eine von basischen Gesteinen dominierte südliche und eine von sauren dominierte nördliche Talseite unterscheiden. Diese geologischen und topografischen Besonderheiten sowie das äusserst trockene und sonnenreiche Klima des Wallis haben zu einer aussergewöhnlich artenreiche Tierwelt im Landschaftspark Binntal geführt, dessen Parkgebiet sich von den tiefsten Lagen auf rund 1000 m.ü.M. bis in die Regionen des ewigen Schnees erstreckt.

Cervus elaphus

Der Rothirsch galt um das Jahr 1850 schweizweit als ausgerottet. Bereits ab 1870 begann von Österreich über den Kanton Graubünden her die natürlich Wiederbesiedlung. Auch im Kanton Wallis. Mittlerweile sind die Bestände derart angewachsen, dass die Art seit einigen Jahrzehnten wieder bejagt wird. In mehreren Gebieten im Oberwallis - auch im Binntal - sind die Populationen aktuell so gross, dass sie lokal die Verjüngung des Schutzwaldes gefährden und deshalb neben der regulären Hochjagd mit Sonderjagden auf ein tragbares Mass reduziert werden müssen. Daher sind die Chancen relativ gross, dem imposanten Wildtier auf Wanderungen zu begegnen.

Rupicapra rupicapra

Der lateinische Name der Gämse bedeutet soviel wie «Felsziege» und beschreibt sie sehr treffend. Diese weitläufig auch mit unserer Hausziege verwandten Gebirgsbewohner sind gewandte Kletterer, die zum Schutz vor Feinden gezielt steile und unzugängliche Felsen aufsuchen, vor allem wenn sie Jungtiere haben. Männchen und Weibchen leben fast ganzjährig getrennt. Nur während der Paarungszeit im November/Dezember gesellen sich die Männchen zu den Weibchenrudeln und tragen erbitterte Kämpfe um die Weibchen aus. Bei der Gämse tragen beide Geschlechter Hörner, die sie ein Leben lang behalten.

Canis lupus

Wölfe leben in einem Familienverband mit klarer Sozialstruktur. Ein Rudel besteht aus den beiden Elterntieren und deren Nachkommen (Welpen und Jungtiere der letzten 1-2 Jahre). Ältere Jungtiere müssen das Rudel verlassen und streifen auf der Suche nach eigenen Revieren oft mehrere hundert Kilometer umher. Nachdem 1947 der letzte Oberwalliser Wolf erlegt wurde, liess sich im Wallis während knapp 50 Jahren kein Exemplar mehr blicken. An der Grenze zu Italien, wo die Art ab 1977 geschützt war, wurden ab 1994 immer wieder Wölfe gesichtet. Seither beginnt die langsame natürliche Wiedereroberung des ehemaligen Lebensraumes. Im Binntal ist der Wolf ein seltener, aber immer wiederkehrender Gast.

Ptyonoprogne rupestris

Die Felsenschwalbe ist im Landschaftspark Binntal eine sehr häufige Erscheinung. Einst besiedelte sie lediglich mediterrane Gebiete. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Felsenschwalbe jedoch immer weiter nördlich ausgebreitet – bis in den Kanton Jura und nach Niederösterreich. Als Felsenbrüter hält sie sich bevorzugt im schroffen Felsgelände auf, wo sie auch nistet. Seit einigen Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass sie zunehmend auch im Siedlungsbereich brütet. An Gebäude- und Dachvorsprüngen findet sie geschützte Nistgelegenheiten, wo sie mit Lehmmörtel ihre napfförmigen Nester baut. Im Weiler Heiligkreuz wie auch in den anderen Dörfern des Parks lohnt es sich deshalb, unter den Dächern und Giebeln nach der Felsenschwalbe und ihren Nestern Ausschau zuhalten.

Phoenicurus phoenicurus

Der Gartenrotschwanz ist einer unserer farbenprächtigsten Singvögel. Den sitzenden Vogel erkennt man gut am rot gefärbten Schwanz. Die weisse Stirn unterscheidet ihn zudem vom ähnlichen Hausrotschwanz, der aber viel eintöniger schwarz-grau gefärbt ist. Seit den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hat er – bedingt durch die Intensivierung der Landwirtschaft ¬– viel Terrain eingebüsst. Vielerorts singen nur noch einzelne Männchen ihren wehmütig tönenden Gesang. Im Landschaftspark Binntal lässt sich die Art aber noch relativ häufig beobachten. Sie nistet hier meist in Dörfern und Siedlungen, wo sie Nischen und Höhlungen in den alten Walliser Häusern und Speichern nutzt.

Lagopus mutus

Das im Sommer mehrheitlich braun gesprenkelte Federkleid des Schneehuhns ist im Winter rein weiss und auf den Schneefeldern eine hervorragende Tarnung. Die Zehen des Schneehuhns weisen beidseitig eine Reihe von steifen Hornstiften auf. Dadurch kann es wie mit Schneeschuhen über den Schnee laufen ohne einzusinken. Beide Merkmale sind Anpassungen an das Hochgebirge, dem Lebensraum dieser Art. Gerade diese enge Bindung an den hochalpinen Lebensraum könnte bereits in naher Zukunft ein Problem für das Schneehuhn sein: mit der Klimaerwärmung verschieben sich dessen Habitate immer weiter nach oben. Der potentielle Lebensraum der Art wird damit immer kleiner.

Lacerta bilineata

Die Smaragdeidechse kommt in der Schweiz ausschliesslich in den klimatisch begünstigen Südteilen vor (Genf, Wallis, Tessin und Graubünden) und ist mit einer Körperlänge von mehr als 30 cm der Riese unter den heimischen Eidechsenarten. Im Walliserdialekt wird sie «Grienig» genannt, was soviel wie «Grünling» bedeutet und auf ihre smaragdgrüne Färbung Bezug nimmt. Allerdings sind nur die Männchen so prächtig gefärbt: In ihrem Hochzeitskleid im Frühjahr zeigen sie bei den Revierkämpfen mit anderen Männchen ihre leuchtend blauen Kehlen. Die Weibchen leben viel versteckter und sind deshalb weniger auffällig bräunlich-olivgrün gefärbt.

Vipera aspis

Die Aspisviper kommt in der Schweiz schwerpunktmässig in den Alpen, Voralpen und dem Jura vor. Das Binntal kann als Hotspot für diese Schlangenart bezeichnet werden. Es gibt mehrere Gebiete, in denen die Art noch in sehr guten Beständen vorkommt. Nachdem sie den Winter in Kältestarre verbracht haben, sind Aspisvipern im Frühjahr umso aktiver, da sie sich sonnend aufwärmen müssen und die Paarungszeit beginnt. Im Spätsommer kommen die Jungtiere zur Welt, die von der Mutter lebend (ohne Eiablage) geboren werden. Grundsätzlich sind die Tiere sehr scheu und ergreifen bei Annäherungen eines Menschen die Flucht. Es kommt deshalb sehr selten zu Zwischenfällen, die zudem in aller Regel unproblematisch verlaufen.

Quickella arenaria

Die Rötliche Bernsteinschnecke gehört zu den seltensten Schneckenarten Europas. In der Schweiz befinden sich die Hauptvorkommen im Engadin und im Wallis. Sie ist gesamtschweizerisch stark gefährdet. Im Wallis konnte sie bisher nur im Binntal in der Twingischlucht nachgewiesen werden und gilt deshalb als faunistische Besonderheit des Landschaftsparks. Wer sich auf die Suche nach dieser Rarität macht, braucht Glück und ein gutes Auge: Sie ist an den Fundorten nie häufig und tarnt ihr kaum zentimetergrosses turmförmiges Gehäuse perfekt mit Schmutzpartikeln. Nur wenn man diese entfernt, kommt die rötlichbraune, an Bernstein erinnernde Farbe zum Vorschein.

Polyommatus escheri

In der Schweiz kommt der stark gefährdete Escher-Bläuling nur in den Kantonen Wallis und Graubünden vor, wobei der Verbreitungsschwerpunkt im Wallis liegt. Die Schweiz bildet auch international gesehen das Hauptausbreitungsgebiet dieser Schmetterlingsart, wodurch sie eine starke Verantwortung trägt. Die Raupe lebt fast ausschliesslich auf dem Schmetterlingsblütler «Französischer Tragant». Im Binntal besiedelt dieser Bläuling offene Föhrenwälder und Trockenwiesen, wo er auch die Raupenfutterpflanze findet. Die wunderschönen Blautöne auf den Flügeln der Männchen kommen übrigens nicht durch einen Farbstoff zustande, sondern sind auf reine Lichtbrechungseffekte zurückzuführen.

Parnassius apollo

Der Apollofalter gehört zur Familie der Ritterfalter. Dieser Gruppe gehören die schönsten und grössten Tagfalter unserer heimischen Fauna an. In anderen europäischen Ländern bereits ausgestorben oder stark bedroht, lässt sich der Falter im Landschaftspark immer noch recht häufig beobachten. Der Falter ist fast an allen Trockenhängen der Region anzutreffen. Die auffälligen, leuchtend roten Farbtupfer auf weissem Flügelgrund ahmen Augen nach und sollen Feinde abschrecken. Speziell ist auch das Paarungsverhalten: Das Männchen verklebt nach der Paarung die Begattungsöffnung des Weibchens mit einer erhärtenden Substanz und verhindert damit weitere Paarungen des Weibchens.

Bombus gerstaeckeri

Die Eisenhut-Hummel ist aufgrund ihrer charakteristischen Färbung (braungelbe Brust, weisse Hinterleibsspitze) und dem typischen Blütenbesuch auch für Laien gut erkennbar. Während andere Hummelarten verschiedene Blüten für die Nahrungssuche wählen, sammelt sie Pollen und Nektar ausschliesslich auf Eisenhut. Mit ihrem fast körperlangen Rüssel von 2.5 cm Länge vermag sie fast als einzige Hummelart den Nektar in den tiefkelchigen Eisenhutblüten zu erreichen. Im Park ist sie trotz intensiver Suche nur an sehr wenigen Stellen nachgewiesen worden. Aufgrund ihrer Seltenheit werden im Landschaftspark die Bestände dieser Art periodisch erhoben und überwacht.

Megachile parietina

Die Mörtelbiene, die von der Grösse und der schwarzen Färbung eher an eine Hummel erinnert, lebt im Gegensatz zu den staatenbildenden Honigbienen und Hummeln solitär: Ein einzelnes Weibchen baut in Vertiefungen und Unebenheiten von Steinen und Felsen aus Mörtel (Lehm, kleine Steinchen) betonharte Nester, die aus 5-10 Brutzellen bestehen. Diese Zellen verproviantiert sie für ihre Larven alleinig mit Pollen der Esparsette (Onobrychis sp.), was bei gutem Wetter 2-3 Tage pro Brutzelle dauert. Im Landschaftspark sind einige wenige Vorkommen dieser sehr seltenen Art bekannt, die durch gezielte Fördermassnahmen erhalten werden sollen.

Arcyptera fusca

Die Grosse Höckerschrecke gehört zu den buntesten und grössten heimischen Heuschrecken. Die Art ist durch die imposante Körpergrösse und gelbschwarz geringelte Hinterschenkel mit leuchtend roten Schienen unverkennbar und macht sie auch für Laien leicht erkennbar. Im August haben die Höckerschrecken Hochsaison und die Männchen bringen ganze Bergwiesen zum Tönen, indem sie die Hinterbeine an einer Flügelkante reiben (stridulieren). Mit diesem Gesang locken sie Weibchen an. Schweizweit kommen etwa zwei Drittel des Bestandes der Grossen Höckerschrecke im Kanton Wallis vor, weshalb der Kanton eine sehr hohe Verantwortung für deren Erhalt hat.

Stethophyma grossum

Die Sumpfschrecke erinnert bezüglich Grösse und Färbung sehr an die Grosse Höckerschrecke, lebt jedoch in einem ganz anderen Lebensraum. Während fast alle heimischen Heuschreckenarten trockenwarme Lebensräume bevorzugen, sind es bei der Sumpfschrecke feuchte Habitate wie Flachmoore und Feuchtwiesen. Da solche Lebensräume bis ins Gebirge zu finden sind, liegen die höchstgelegenen Vorkommen oft weit über 2000 m ü. M. Heuschrecken machen meist durch ihren auffälligen Gesang auf sich aufmerksam. Nicht so die Sumpfschrecke: Sie schleudert beide Hinterbeine ruckartig nach hinten und streift dabei eine Kante am Flügel, wodurch ein leises, dezentes «Zicks» ertönt, das nur für geübte Ohren wahrnehmbar ist.

 
 

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