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© Brigitte Wolf
 

Pflanzenwelt des Landschaftsparks Binntal

Das Binntal ist ein Hotspot der Flora – dazu braucht es das Zusammenwirken verschiedener Faktoren: Extrem abwechslungsreich ist die Topographie. Täler in allen Himmelsrichtungen ab 900 m ü. M. werden überragt von Bergen bis 3250 m ü. M. Pässe von Ost bis West führen in unterschiedliche Florengebiete und kalkreiche und silikatische Gesteinsarten wechseln sich ab. Mal gehört das Gebiet klimatisch eher zum insubrischen Tessin, mal zum trockenen Rhonetal oder zum nochmals anders ausgeprägten Simplongebiet. Dass hier spezielle Pflanzen wachsen, liegt auf der Hand.

Die reichste Flora gedeiht im nördlichen Teil des Binntals auf dem bräunlich verwitternden meist kalkreichen Bünderschiefer mit gemischtem Mineralangebot. Vor allem im Frühsommer ist hier ein Blütenmeer anzutreffen mit Alpenlilie, Türkenbund, aber auch Kissen von Goldprimel und vielen Schmetterlingsblütlern wie Tragant-Arten und als Spezialität Hallers Primel. Schon früh im Mai blüht in Roggenäckern oberhalb Grengiols die Grengjer Tulpe.

Im südlichen Teil des Binntals auf Gneis mit grauen, schroffen Gebirgsformen erfreuen uns weite Gebiete mit Alpenrosen und Schweizer Weide, die an der mit Lärchen und selten Arven bestockten Waldgrenze wachsen. Silikatspezialisten wie die Kleine Soldanelle, Kleine Sterndolde, Ausgeschnittene Glockenblume und Alpenazalee sind häufig anzutreffen.

Der Reichtum an Bächen und Bergseen ist im Gneisgebiet auffallend und bemerkenswert für das Wallis. In der geschützten Moorlandschaft von nationaler Bedeutung am Albrunpass wachsen neben den weissen Haarschöpfen verschiedener Wollgräser auch die winzige Kleine Simsenlilie und zwei seltene arktische Reliktseggen.

In tieferen Lagen am südexponierten Hang reichen Trockenrasen als Ausläufer der Walliser Felsensteppe bis ins Binntal. Die rosa blühende Rundblättrige Hauhechel, der Blaue Lattich, dessen Blüten nur morgens öffnen, die hohe Ährige Glockenblume oder der Stängellose Tragant blühen hier, zudem an Felsen die Walliser Levkoje. Gerade in der Twingischlucht finden wir nasse, von Hangwasser durchrieselte und trockene natürliche Biotope dicht nebeneinander – eine grandiose Vielfalt.

Matthiola valesiaca

Die Walliser Levkoje sitzt in Felsritzen oder im Feinschutt des Bündnerschiefers, denn sie braucht kalkreichen Boden. In der Twingischlucht ist sie zur Blütezeit im Juni leicht zu finden. Typisch sind ihre rosettenartigen schmalen Blätter, die von Sternhaaren graufilzig sind. Aber aufgepasst: Auch ihr Verwandter, der gelbblühende Schweizer Schöterich, hat ähnliche Blätter und teilt sich mit ihr den Lebensraum. Ihre rotvioletten Blüten sitzen zu mehreren an einem 10–30 cm hohen Stängel. Mit den vier kreuzweise angeordneten Kornblättern gehört sie zur Familie der Kreuzblütler. Sie ist eine Rarität, kommt sie in der Schweiz doch nur noch im Simplongebiet und Pfynwald vor.

Astragalus exscapus

Der Stängellose Tragant gehört wie die Bohne zu den Hülsenfrüchtlern. Doch seine gelben Schmetterlingsblüten und zur Fruchtzeit seine Bohnen (Hülsen) sitzen tief in der Blattrosette der gefiederten Blätter mit über 20 behaarten Teilblättchen. Als südosteuropäische Art kommt er in der Schweiz nur in den Südtälern des Wallis vor und gilt als Relikt der eiszeitlichen Steppenrasen. Er braucht kalkreichen Boden und gedeiht deshalb nur auf Bündnerschiefer. Im Binntal treffen wir ihn auf Trockenrasen, extensiv beweidetem Grasland oder im Föhrenwald von der montanen bis in die subalpine Höhenstufe an. Am Binner Gale ob Fäld oder im Saflischtal ist er leicht zu finden.

Primula halleri

Hallers Primel – benannt nach dem berühmten Arzt und Botaniker Albrecht von Haller des 18. Jhs. – ist verwandt mit der kleinen Mehl-Primel, die oft an feuchten Orten vorkommt. Im Unterschied zu dieser ist sie eine stattliche Pflanze mit einem Stängel (Schaft) bis 30 cm hoch und rosaroten doldigen Blüten mit einer 2–3 cm langen Kronröhre. Sie ist eine Pflanzenart der Blaugrashalden, gedeiht nur auf kalkreichem Bündnerschiefer in Rasen der subalpinen und alpinen Höhenstufe. Nur auf nährstoffarmem Boden kann sie sich gegenüber anderen Pflanzen behaupten. In der Schweiz ist sie beschränkt auf die Südketten der Alpen und ist als Prioritäre Art vollständig geschützt.

Campanula excisa

Die Ausgeschnittene Glockenblume – zierlich ist das Pflänzchen, zierlich sind ihre violettblauen Glöcklein mit den Ausbuchtungen wie kleine Löcher zwischen den Kronzipfeln. In Felsspalten kann sie in Reihen sitzen oder auf Schutt ganze Polster bilden. Ihre Blütezeiten entsprechen der Höhenlage: Anfangs Juli blüht sie bei Lärchultini gegenüber Brunnebiel auf 1800 m ü. M., Mitte August am Geisspfadpass auf 2400 m ü. M. Immer ist sie auf Gneis anzutreffen, nie auf Bündnerschiefer, wie etwa die hellblaue Niedliche Glockenblume. Als Endemit der Zentral- und Westalpen hat sie einen Verbreitungsschwerpunkt im Binntal und ist hier entsprechend häufig anzutreffen.

Tulipa grengiolensis

Die Grengjer Tulpe hat eine spezielle Geschichte. Botanisch gehört sie in den Formenkreis der Tulipa gesneriana, von welcher viele unserer Zuchttulpen abstammen. Auf der Chalberweid beim Oberdorf Grengiols blüht sie meist gelb, selten auch rot. Um 1945 wurde sie dort vom Botaniker Eduard Thommen entdeckt und beschrieben. In den folgenden Jahrzehnten ist sie fast ausgestorben, denn sie wächst auf Winterroggenäckern, die sukzessive aufgegeben wurden. Engagierte Naturfreunde gründeten 1996 die Tulpenzunft und führten die traditionelle Bewirtschaftung der Roggenäcker weiter. So blieb die prächtige, nur hier gedeihende Tulpe bis heute erhalten und ist streng geschützt.

 
 

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